Die interdisziplinär besetzte Jury zeichnete mit dem erstmals vergebenen Preis drei mittelständische Unternehmen aus, die „sich als Querdenker mit dem Einsatz biobasierter und bioabbaubarer Kunststoffe in neue Geschäftsfelder vorgewagt haben“, wie Peter Putsch, Vorsitzender des gastgebenden POLYKUM e.V., am Rande der feierlichen Auszeichnungsveranstaltung erklärte. Die Preise wurden auf dem internationalen Kongress „BIOPOLYMER – Processing & Moulding“ in Halle (Saale) durch Dr. Jürgen Ude, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt, überreicht.
- Den 1. Preis, der mit 2.000 Euro dotiert ist, nahm die Biofibre GmbH aus dem bayerischen Altdorf entgegen. Mit ihrem Produkt „BPB® ECO SPACER VP®“, einem biologisch abbaubaren Granulat, ersetzt sie herkömmliche, überwiegend aus Weichpolyethylen (LDPE) hergestellte Kunststoffpellets, die Beton-Bodenplatten bei Transport und Lagerung vor Beschädigung schützen. Innerhalb weniger Monate konnten mehr als 200 Tonnen des Biomaterials verkauft werden. Mit seiner auf den ersten Blick unscheinbaren Innovation erspart das Kunststoffunternehmen, das bis dahin noch nie mit Baubranche zu tun hatte, der Umwelt mehr Mikroplastik, als der Rhein pro Jahr ins Meer befördert!
- Den 2. Preis erhielt die Nölle Kunststofftechnik GmbH aus Meschede. Sie entwickelte neuartige Schienen zur Ruhigstellung nach Knochenbrüchen. Im Unterschied zu bisher üblichen Kunststoff-Casts kann ihr neues Produkt „Re-Cast®“ mehrfach an Veränderungen der zu behandelnden Körperpartie (etwa nach dem Rückgang von Schwellungen) angepasst werden. Darüber hinaus sind die Schienen am Ende der Nutzungsdauer kompostierbar. So erspart das Unternehmen, das erstmals mit einem Medizinprodukt auf sich aufmerksam macht, Kliniken und der Umwelt Kunststoffabfälle und CO2-Emissionen in erheblichen Größenordnungen.
- Der 3. Preis ging an Arctic Biomaterials Oy aus Tampere (Finnland). Das 2014 gegründete Start-up überzeugte die Jury mit seinen faserverstärkten ArcBioxTM-Compounds auf Basis von Polymilchsäure (PLA). Das Besondere an den Werkstoffen ist, dass nicht nur die Kunststoffmatrix, sondern sogar die verstärkenden Glasfasern kompostierbar sind! Mit ihrer Technologie verschieben die Finnen laut Jury-Einschätzung „die Grenzen bisher bei PLA-Compounds für möglich gehaltener Parameter in neue Sphären“.
Am zweiten Tag des internationalen BIOPOLYMER-Kongresses in Halle (Saale) stellten Gewinner und Platzierte ihre Projekte in Vorträgen ausführlich vor.
Mit dem BIOPOLYMER Innovation Award möchte die gemeinnützige Fördergemeinschaft POLYKUM mit Sitz in Merseburg (Sachsen-Anhalt) die Entwicklung der biobasierten und kompostierbaren Kunststoffe fördern.
Bis zum Einsendeschluss am 31. März hatten Unternehmen aus Deutschland, Holland und Finnland neueste Entwicklungen aus und mit biologisch abbaubaren Kunststoffen für den Wettbewerb eingereicht. Darunter waren Material- und Produktneuheiten für das Bauwesen, für die Gastronomie, den Leichtbau, die Schreibwarenindustrie, den Sport- und Freizeitbereich sowie für die Verpackungsbranche.
Der Jury des BIOPOLYMER Innovation Awards gehörten an (in alphabetischer Reihenfolge der Nachnamen):
- Dr. Martin Bussmann, Teamleiter Biodegradable Packaging and Technical Marketing, BASF SE, Ludwigshafen.
- Dr. Etwina Gandert, Redakteurin des Fachmagazins „Plastverarbeiter“, Hüthig GmbH, Heidelberg
- Peter Putsch, Vorsitzender der POLYKUM e. V. – Fördergemeinschaft für Polymerentwicklung und Kunststofftechnik in Mitteldeutschland, Merseburg
- Horst Stoye, Referent für Innovationspolitik im Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung Sachsen-Anhalt, Magdeburg
- Prof. Dr. Susanne Vollberg, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Vorstandsmitglied Science2Public Gesellschaft für Wissenschaftskommunikation, Halle (Saale)
- Michael Walter, Sales Manager Packaging, Omya GmbH, Köln
Die BIOPOLYMER Innovation Awards werden auch 2020 wieder verliehen.