„99,9 Prozent von dem, was nicht chemisch im Wasser gebunden ist, filtern wir raus“, verspricht Christian Goebbert seinen Kunden. Neben den üblichen mechanischen Verunreinigungen gehörten dazu auch Bestandteile von Abwässern, die viele Kläranlagenbetreiber derzeit unverrichteter Dinge ziehen lassen müssen, so der promovierte Chemiker: „Medikamentenrückstände zum Beispiel, Mikroplastikpartikel oder auch Viren“.
Der Schlüssel für die besondere Leistungsfähigkeit der Filter von Nanostone Water liegt in keramischen Membranen, deren winzige Poren alles zurückhalten, was größer ist als 30 Nanometer. Die zugrundeliegende Technologie wurde vor mehr als 20 Jahren am Institut für neue Materialien in Saarbrücken entwickelt. 2004 folgte die Ausgründung eines Start-ups am Standort Halberstadt, wo seither intensiv weiter geforscht, entwickelt und produziert wird.
Investitionen in „Made in Germany“
Seit eine US-amerikanische Investorengruppe vor acht Jahren bei der damals 17 Mitarbeiter zählenden Firma einstieg und der Firma ihren heutigen Namen gab, wurden mehr als 60 Millionen Euro am Standort Halberstadt und in das Exportgeschäft investiert. 2,7 Millionen davon kamen aus Fördertöpfen des Landes Sachsen-Anhalt. Damit entstanden neue Produktionslinien und Labore, aber auch deutlich verbesserte, ausgereifte Produkte und Prozesse. Die Zahl der Beschäftigten versechsfachte sich auf mittlerweile 110. „Unsere Muttergesellschaft in Minnesota setzt konsequent auf ,Made in Germany‘“, lobt Christian Goebbert, der seit den Anfängen in Saarbrücken an dem Projekt mitarbeitet.
Im Vergleich zu den bisher gängigen polymeren Wasserfiltern zeichnen sich Systeme von Nanostone Water „durch einen bis zu fünf Mal höheren Durchsatz, deutlich bessere chemische und mechanische Beständigkeit und eine Lebensdauer von bis zu 20 Jahren aus“, nennt der Forschungs- und Entwicklungschef weitere entscheidende Vorzüge. Konkurrenzlos sei auch der modulare Aufbau aus segmentierten Wabenkörpern, die „eine flexible Anpassung an jede erforderliche Dimension sowie eine schnelle, kosteneffiziente Wartung und bei Bedarf auch Regeneration einzelner Module“ ermögliche.
Gefragtes Kunststoff-Know-how
An dieser Stelle wird die Mitgliedschaft im POLYKUM-Netzwerk für den gebürtigen Saarländer interessant. „Die Gehäuse unserer Segmente und Module bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff, wir verarbeiten Endkappen aus PVC und nutzen Kunststoffbeschichtungen“, zählt Goebbert wichtige Ansatzpunkte für Kooperationen auf. Es gebe „regelmäßig Forschungs- und Entwicklungsprojekte, bei denen wir Partner mit Spezial-Know-how aus der Kunststoffbranche mit ins Boot holen“. Darüber hinaus sei die Nanostone Water GmbH stetig auf der Suche nach leistungsfähigen Zulieferern im Kunststoffbereich, „als Haupt- oder Second-Source-Lieferanten“, so der 50-Jährige. Die Mitgliederliste von POLYKUM klinge da „in jeder Hinsicht vielversprechend“.
Die dritte Motivation für eine POLYKUM-Mitgliedschaft liege für ihn und seinen Co-Geschäftsführer Bernhard Bischof darin, Nanostone-Know-how in die Kunststoffbranche einzubringen. „Unsere Filter können die Umweltbelastungen, die bei der Herstellung und Verarbeitung von Polymeren sowie beim Gebrauch vieler Kunststoffprodukte entstehen, deutlich reduzieren“, zeigt sich Goebbert optimistisch. Gerade das Thema Mikroplastik führe neben der globalen Erwärmung von Trink- und Grundwasserreservoires dazu, dass sich auch deutsche und europäische Anwender zunehmend für die Filtertechnologie aus Halberstadt interessierten.
Sauber wird neu definiert
„Bislang liegen unsere Hauptmärkte in den USA und in China, unsere Wachstumsregionen in Großbritannien und im Nahen Osten“, erläutert Goebbert, „wo sauberes Trinkwasser noch weitaus weniger selbstverständlich ist als etwa in Deutschland“. Wobei die Frage, was „sauber“ sei, mit Blick auf Kleinstpartikel, bestimmte chemische Substanzen und potenziell gefährliche Mikroorganismen derzeit in Europa neu definiert werde, konstatiert der Chef der Nanostone Water GmbH: „Mit unserem Know-how und dem des POLYKUM-Netzwerks können wir dazu beitragen, dass die künftigen Standards auch tatsächlich erfüllbar sind – und zwar zu vertretbaren Kosten.“