Hauptpreis für schallisolierenden und energiesparenden Schaum aus Belgien

Das Biokunststoff-Produkt des Jahres heißt „stopsound“ und ist ein neuartiger Schaum, der nicht nur Schall schluckt, sondern auch jede Menge Energie spart, auf biologischer Basis hergestellt und am Ende seiner Lebensdauer von Mikroben zu Kompost verarbeitet werden kann. Die belgische Firma Home Eos setzte sich mit dieser Eigenentwicklung gegen Bewerber aus fünf Ländern durch. Der Zweite Preis des von der gemeinnützigen Fördergemeinschaft POLYKUM ausgeschriebenen BIOPOLYMER Innovation Awards 2022 ging an die SachsenLeinen GmbH aus Markkleeberg. Den dritten Preis sicherte sich die Firma Earth Renewable Technologies (ERT) aus Brasilien. Die Preisträger wurden auf dem gestrigen Internationalen Kongress „BIOPOLYMER – Processing & Moulding“ in Merseburg geehrt.

Mit Applaus und Glitter wurden die Preisträger des BIOPOLYMER Innovation Awards 2022 gefeiert. Pedro Lutz von der drittplatzierten Firma ERT (Brasilien, im Monitor links) und Kay Kölzig (SachsenLeinen, 2. Platz/ Monitor Mitte) applaudieren gemeinsam mit Moderatorin Julita Witt und Juryvorsitzendem Peter Putsch dem Hauptpreisgewinner Pierre de Kettenis von der belgischen Home Eos SA (im Monitor rechts).
© POLYKUM/ Reinhard Artus

Merseburg, 15. Juni 2022. Pierre de Kettenis war erkennbar gerührt: „Wir sehen diese Ehrung als Lohn für jahrelange Anstrengungen“, sagte der Gründer und CEO der belgischen Firma Home Eos, nachdem er beim Kongress „BIOPOLYMER – Processing and Moulding“ heute den Hauptpreis des BIOPOLYMER Innovation Awards 2022 entgegengenommen hatte.
Die Entscheidung war von den Kongressteilnehmern, die sich aus über 40 Ländern von Australien bis Afrika, von Europa bis Lateinamerika zugeschaltet hatten, mit besonderer Spannung erwartet worden: Seit 2019 bildet die Preisverleihung einen wichtigen Höhepunkt des Internationalen Kongresses „BIOPOLYMER – Processing & Moulding“, der in diesem Jahr zum vierten Mal in Mitteldeutschland stattfand. Wie schon 2021 konnte der einladende POLYKUM e.V., unterstützt durch Germany Trade and Invest (GTAI), die Außenwirtschaftsagentur der Bundesrepublik Deutschland, die Tagung im Fernsehstudio der Hochschule Merseburg erneut als weltweit gut frequentierte Onlineveranstaltung durchführen.
Die Fachjury des von POLYKUM ausgeschriebenen Preises hatte in diesem Jahr erneut die Qual der Wahl: Unter hochklassigen Einsendungen aus fünf Ländern nominierte das Preisgericht am 1. Juni zunächst drei Preisträger. POLYKUM-Vorsitzender und Kongress-Gastgeber Peter Putsch lüftete mit Moderatorin Julita Witt gestern Nachmittag die lang erwartete Entscheidung über Sieger und Platzierte:

Der mit 2.000 Euro dotierte Hauptpreis

ging an die Home Eos SA aus dem belgischen Farciennes und ihr Produkt „stopsound“.
In ihrer Laudatio begründete Jurymitglied Simone Fischer die Entscheidung wie folgt: „Der Hauptpreis geht an ein Produkt, das alle Jury-Mitglieder gleichermaßen begeistert. Es handelt sich um bioabbaubaren Schaum, der für ein breites und wichtiges Anwendungsfeld entwickelt wurde – die Schall- und Wärmedämmung. Bei der Werkstoffformulierung handelt es sich um eine Eigenentwicklung, die nicht auf Basis konventioneller Biokunststoffe erfolgte. Die Formulierung ist eine Kombination aus Proteinen, Polyol, Wasser, Stärke und einem Füllstoff, aus denen zuvor noch kein Polymer hergestellt wurde, die jedoch in Nahrungsmitteln, Kosmetik- und Pharmaprodukten eingesetzt werden.
Bei der Herstellung wird bis zu acht Mal weniger Energie verbraucht als bei der Produktion vergleichbarer Kunststoffe. Der Schaum besitzt laut Materialdatenblatt unter anderem eine gute Flammbeständigkeit, weist eine geringe Rauchentwicklung auf und tropft/fällt innerhalb von 600 Sekunden nicht brennend ab. Weiterhin werden aufgrund seiner Rohstoffe keine giftigen Gase beim Verbrennen freigesetzt. Das bioabbaubare, technische Produkt ist zur Serienreife entwickelt und hat zahlreiche technische Prüfungen für den Einsatz in Fahrzeugen, Industrie und Gebäuden bestanden. Wir gratulieren zu dieser vielversprechenden Entwicklung.“
Pierre de Kettenis, der Firmenchef von Home EOS, gab nach der Ehrung einen kleinen Ausblick auf die Zukunft: „Wir sehen eine Menge weiterer Einsatzmöglichkeiten für stopsound, nicht nur im Bereich der Schallisolierung, sondern auch im Brandschutz, im Verpackungssektor und zahlreichen weiteren Anwendungen für die Industrie und für Endverbraucher.“
www.eos-technology.eu

Der 2. Preis

wurde der SachsenLeinen GmbH aus Markkleeberg (Deutschland) zugesprochen für ihr neuentwickeltes „FUSE HMP-Thermo UD-Tape”.
Laudatorin Simone Fischer würdigte die Innovation wie folgt:
„SachsenLeinen erzeugt aus Naturfasern und Biopolymeren UD-Tapes für den Leichtbau, die eine Alternative zu derzeit häufig verwendeten Werkstoffkombinationen aus Polypropylen mit Glasfasern darstellen. Das Faserverbundmaterial kann mit etablierter Fertigungstechnologie hergestellt und verarbeitet werden. Beeindruckt hat die Jury unter anderem die Gleichmäßigkeit, mit der die Fasern vom Biopolymer überzogen sind. Die Entwicklung ist auch ein Signal für viele Regionen in aller Welt, die wie das Mitteldeutsche Braunkohlenrevier die Transformation von der fossilen zur biobasierten Rohstoffbasis in Angriff genommen haben oder dies planen. Aus natürlichen, regional wachsenden Materialien wie Hanf oder Flachs entstehen in Markkleeberg im Verbund mit Biokunststoffen hochtechnische Produkte, die am Ende ihrer Nutzungsphase rezykliert und als kurzfaserverstärkter Kunststoff ein zweites Leben erhalten, bevor sie am Ende ihres Lebenszyklus je nach gewähltem Kunststoff sogar einer biologischen Wiederverwertung zugeführt werden können. Eine Innovation, die wir gerne auszeichnen.“
www.sachsenleinen.de

Der 3. Preis

geht an die Firma Earth Renewable Technology (ERT) aus dem brasilianischen Curitiba für ihr „Short Fiber Reinforced (SFRP) in FC 10130 biopolymer composite”.
In ihrer Laudatio begründete Simone Fischer die Entscheidung der Jury wie folgt:
„Mit der hier ausgezeichneten Technologie ist es möglich, die mechanischen Eigenschaften von Biopolymeren durch biobasierte Fasern zu verbessern. So lassen sich Einmalprodukte wie Strohhalme oder Einwegbesteck weiterhin mit den Vorteilen eines Kunststoffs herstellen, der in der Natur durch Mikroben und Enzyme zersetzt wird, statt zu Mikroplastik zu zerfallen. Seit 2021 ist das vor zwölf Jahren in den USA gegründete Unternehmen in Brasilien tätig, denn es hat sich zum Ziel gesetzt, das Plastikproblem in einem Land zu lösen, in dem Einweggeschirr aus Kunststoff verboten werden soll. ERT bietet hier inzwischen mehrere Rezepturen an. Aus Sicht der Jury ist das Compound aus PLA-Fasern in einer PLA-Matrix, das aus Zuckerrohr hergestellt wird, eine echte Weiterentwicklung und stellt eine gute Perspektive für weitere Einsatzmöglichkeiten dieses weltweit derzeit meistgenutzten Biokunststoffs dar. Denn die Eigenschaften der Verstärkungsfasern bleiben bei der Compound- sowie der Produktherstellung erhalten. Sie gehen mit der Matrix eine gute Verbindung ein, OHNE mit ihr zu verschmelzen. Mit dem 3. Preis würdigen wir dieses bioabbaubare und bioverstärkte Monomaterial.“
www.earthrenewable.com/solutions/biocompounds