Recyclingexperten gestalten Wertschöpfungsketten mit

Um einen befreundeten Unternehmer beim Aufbau eines Kunststoffrecyclingsystems zu unterstützen, ging Thomas Scheible 2008 unter die nebenberuflichen Berater. Wenig später entstand daraus die ScheZe GmbH, ein Dienstleister, dem Kunststoffverarbeiter bald mehr als nur ihre Produktionsabfälle anvertrauten. Auch beim Materialeinkauf, in der Logistik und sogar bei der Ersatzteilproduktion setzen Mittelständler längst auf den Service der Firma aus Mühlacker im Enztal. Deren Portfolio entwickelt ihr Gründer derweil konsequent weiter. Der jüngste Beitritt zum POLYKUM e.V. ist dabei ein wichtiger Baustein.

© ScheZe GmbH

Mühlacker/ Merseburg, 20. April 2023 Dem POLYKUM e.V. begegnete Thomas Scheible zum ersten Mal vor vielen Jahren auf der Kunststoffmesse Fakuma in Friedrichshafen. „Die Verbindung von mittelständischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen und die Idee des Technologietransfers, die der Verein verfolgt, passen ausgezeichnet zu dem, was wir jeden Tag tun“, erkannte der Netzwerker, „und nach ersten Gesprächen am Messestand war die Sympathie geweckt.“
Zu jener Zeit führte Thomas Scheible die von ihm gegründete ScheZe GmbH noch im Nebenerwerb. Der geschäftliche Erfolg seines Unternehmens ließ dem Vater dreier Söhne neben Hauptberuf und Familie zu wenig Freiräume, um die Idee einer Mitgliedschaft weiterzuverfolgen. „Aber der POLYKUM e.V. und ich verloren uns seitdem nie wieder aus den Augen“, berichtet er, „liefen uns bei Messen und anderen Veranstaltungen immer wieder über den Weg, mit einigen Vereinsmitgliedern entstanden geschäftliche Beziehungen“.

Wachstum mit Service aus einer Hand
Als sich der langjährige Prokurist eines renommierten Spritzguss-Unternehmens 2019 entschied, sich hauptberuflich seinem unternehmerischen „Steckenpferd“ zu widmen, verzeichnete die zehn Jahre zuvor gegründete Firma bereits rund drei Millionen Euro Jahresumsatz!
2009 hatte der gelernte Werkzeugmacher, Industriekaufmann und technische Betriebswirt sein Unternehmen zum Recyclingbetrieb, weitere zwei Jahre später zum zertifizierten Entsorgungsfachbetrieb entwickelt. Mit individuellen Recyclingkonzepten, die auf Wunsch „alles aus einer Hand“ bieten, treffen Scheible und sein Team seither bei ihren mittelständischen Kunden voll ins Schwarze. Die Produktionsfläche verdreißigfachte sich binnen zehn Jahren auf mehr als 7.300 Quadratmeter. Der heutige Maschinenpark ermöglicht Lohnvermahlungen von einem Kilogramm bis 100 Tonnen pro Monat. Zum Team gehören inzwischen 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die 2022 mehr als sechs Millionen Euro Umsatz erwirtschafteten.
„Wir organisieren die Abholung von Produktionsabfällen bei unseren Auftraggebern, granulieren die wiederverwertbaren Kunststoffe und führen sie zu etwa 98 Prozent wieder in die Produktionskreisläufe desselben oder anderer Unternehmen zurück“, beschreibt der Firmeninhaber sein Kerngeschäft. Der Service garantiert ScheZe-Kunden größtmögliche Nachhaltigkeit bei minimalem Aufwand und maximalen Kosteneinsparungen.

Beratung beginnt bei Produktentwicklung
Auch wenn sich dieses Konzept seit 2009 stetig wachsenden Zuspruchs erfreut, hat sich die tägliche Arbeit für Scheible und sein Team seit jenen Anfängen doch deutlich gewandelt, wie der Gründer bekennt: „Früher riefen uns die Kunden an, wenn die Abfälle für sie zum Problem wurden. Heute sitzen wir in der Regel schon mit ihnen an einem Tisch, lange bevor Produktionsabfälle entstehen, oft bereits bei der Produktentwicklung.“
So beraten Scheible und sein Team Spritzgießer und Verarbeiter frühzeitig bei der Auswahl von Kunststoffen, helfen bei der Entwicklung neuer Materialien, beim Einkauf von Rohstoffen, Ersatzteilen oder Energie oder bei der logistischen Planung. Die Kunden profitieren dabei zum einen vom Expertenwissen und der umfangreichen Praxiserfahrung des ScheZe-Teams, das weiter organisch wächst. „Fünf unserer Mitarbeiter haben seit 2019 ihr zehnjähriges Firmenjubiläum gefeiert“, berichtet der Firmenchef nicht ohne Stolz, „zugleich sorgen wir mit erfolgreicher Ausbildung und der Zusammenarbeit mit Hochschulen selbst mit für unseren eigenen qualifizierten Fachkräftenachwuchs.“ Zum anderen können Scheible und seine Mitarbeiter auf ein Netzwerk zurückgreifen, das vom Werkzeugbau über additive Fertigung und Spritzguss bis zur Logistik eine große Bandbreite an Spezialdienstleistern umfasst.
Nachproduktion von Ersatzteilen
Was einen weiteren sehr besonderen Service der Schwaben möglich macht: „Wir unterstützen Zulieferer verschiedener Branchen bei der Projektierung und Herstellung von Kunststoff-Ersatzteilen, zum Beispiel, wenn bisherige Lieferanten ihre Produktion einstellen oder aus anderen Gründen nicht mehr liefern können“, erklärt der ScheZe-Geschäftsführer. Die Produktpalette reiche „vom simplen Spritzteil bis zur kompletten Baugruppe, von Kleinstbedarfen bis zu mittleren Losgrößen“. So organisieren die Enztaler die Reaktivierung oder den Nachbau von Werkzeugen, beschaffen Originalmaterialien und Zukaufteile, kümmern sich um Spritzguss und Montage, um Erstmusterprüfberichte, Verpackung und Versand – „je nachdem, was die Kunden wünschen und brauchen“, so Scheible.

Nachhaltige Zukunftslösungen im Netzwerk
Bei sämtlichen Dienstleistungen legen die Recyclingspezialisten Wert auf größtmögliche Nachhaltigkeit. Die 360 Solarmodule auf dem Firmendach gehören ebenso in das umfassende Gesamtkonzept wie die Auswahl nachhaltiger Materialien oder kurze Transportwege. „Da unser Kundenkreis auch räumlich immer weiter wächst, suchen wir gezielt nach weiteren Partnern in anderen Regionen, die bestimmte Aufgaben – vom Granulieren bis zum Spritzgießen, vom Werkzeugbau bis zu Forschungs- und Entwicklungsaufgaben – ortsnah übernehmen können, so dass Transporte quer durchs Land vermieden werden“, gewährt Scheible Einblick in seine Zukunftsplanungen. „Darüber hinaus möchten wir verstärkt zu biobasierten und bioabbaubaren Kunststoffen beraten, die bislang in unseren Projekten eine eher marginale Rolle spielen.“
Vor diesem Hintergrund hielt der Firmeninhaber den Zeitpunkt für gekommen, einen „lang gehegten Plan endlich in die Tat umzusetzen“, wie er bekennt: „Seit April 2023 sind wir POLYKUM- Mitglied.“ Die „Fördergemeinschaft für Polymerentwicklung und Kunststofftechnik in Mitteldeutschland“, wie der gemeinnützige Verein ausführlich heißt, gelte nicht nur „als Vorreiter in Sachen Biokunststoffe“ und organisiere „einen der größten Kongresse zu diesem Thema weltweit“, lobt der 50-Jährige. „POLYKUM ist auch ein wichtiger Kommunikator für mittelständische Unternehmen der Kunststoffbranche, also für uns und unsere Kunden“, fügt er hinzu. Darüber hinaus biete der Verein interessante Podien, um mit potenziellen Kunden und Partnern ins Gespräch zu kommen. „Die ersten Events sind schon geplant“, freut sich der Netzwerker. So zeige die ScheZe GmbH im Oktober mit zehn weiteren Mitgliedern Präsenz auf dem 120 Quadratmeter großen POLYKUM-Stand auf der bedeutendsten deutschen Kunststoffmesse des Jahres: der Fakuma in Friedrichshafen am Bodensee.

Kontakt:

www.scheze.de