Unter der Marke re+cast® brachte die Nölle Kunststofftechnik GmbH 2018 neuartige Schienen zur Ruhigstellung von Knochenbrüchen auf den Markt.
Während bisher übliche Produkte bei Veränderungen an den behandelten Gliedmaßen (z.B. nach Rückgang von Schwellungen) ausgetauscht und entsorgt werden müssen, lassen sich die re+casts® aus Meschede unter Infrarotlicht mehrfach neu anpassen. Die aus dem biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoff PLA hergestellten Casts können zudem am Ende ihrer Nutzungsdauer industriell kompostiert werden. So ist es möglich, Kunststoffabfälle in erheblichem Umfang zu vermeiden.
Die Firma Nölle münzt mit ihrer Innovation einen oft beklagten Nachteil des biologisch erzeugten und bioabbaubaren Kunststoffes Polymilchsäure (PLA) in einen Vorteil um. Denn dass PLA in einem Temperaturbereich von etwa 55 bis 65°C „weich“ wird, macht das Unternehmen sich und seinen Kunden im medizinischen Bereich ebenso wie Patienten und unserer Umwelt zunutze. Mit Infrarotstrahlung erwärmt, lassen sich die Schienen mehrfach verformen und so im Heilungsverlauf an Veränderungen der zu behandelnden Körperpartie anpassen. Allein damit trägt das Produkt in relevantem Umfang dazu bei, Kunststoffabfälle zu vermeiden und Kohlendioxid einzusparen. Durch die Möglichkeit, re+cast® industriell zu kompostieren, wird dieser Umwelteffekt zusätzlich verstärkt. Pro Jahr werden verschiedenen Statistiken zufolge allein in Deutschland 30 bis 150 Tonnen Cast-Material (zumeist aus Polyurethan/PU) teuer entsorgt.
Mit ihrem Produkt nimmt die Nölle Kunststofftechnik GmbH nach Überzeugung der Jury eine Vorbildrolle im Medizinproduktemarkt ein. Was umso beachtlicher ist, als das 1947 gegründete Familienunternehmen zuvor noch nicht in diesem Segment aktiv war. Die Firma hat sich vor allem als Hersteller von Spritzgussteilen im Consumerbereich (unter anderem für die Raumgestaltung) sowie als Werkzeugbauer im Kunststoff-Spritzguss einen Namen gemacht.
Der Geschäftsführer wurde durch einen befreundeten Arzt eher zufällig auf das Problem aufmerksam. Bei der Suche nach Lösungen fand der Unternehmer kompetente Partner im Fraunhofer Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) in Potsdam sowie im St. Walburga Krankenhaus in Meschede. Mit beiden entwickelte er seine Idee anwender- und umweltfreundlicher Casts bis zur Produktreife.
Als sich im Verlauf der Praxistests herausstellte, dass in bestimmten Fällen eine Polsterung der re+casts® erforderlich ist, entwickelte das Unternehmen mit dem Sächsischen Textilforschungsinstitut in Chemnitz zudem einen neuartigen Filzwerkstoff, der diese Funktion erfüllt und nach Gebrauch mit den Schienen kompostiert werden kann. Auch diese Konsequenz möchte die Jury mit dem 2. Platz würdigen.
Nölle Kunststofftechnik GmbH
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